Hidden Champions (deutscher Begriff: „heimliche Gewinner“) sind Unternehmen aus dem Mittelstand, die trotz ihrer vergleichsweise geringen Größe in ihrer jeweiligen Nische Europa- oder gar Weltmarktführer sind. Ihre Namen sind in der Öffentlichkeit häufig eher unbekannt, da es sich oft nicht um Aktienunternehmen handelt. Der Begriff stammt aus dem Jahr 1990, und seitdem beschäftigt sich die Forschung eingehend mit den unbekannten Erfolgsunternehmen.
Das macht einen Hidden Champion aus
Ein Hidden Champion ist ein Unternehmen laut Definition dann, wenn es
- einen Jahresumsatz von unter drei Milliarden Euro hat
- in seinem Marktsegment Europa- oder Weltmarktführer ist oder zumindest Platz zwei oder drei belegt
- inhabergeführt ist und in den meisten Fällen nicht börsennotiert
Auf diese Weise fliegt es sozusagen unter dem Radar, da Investoren und Analysten an einer Beobachtung solcher Mittelständler kein Interesse haben.
Darum sind Hidden Champions so erfolgreich
Da Hidden Champions in den meisten Fällen in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind und anders als Großunternehmen mit einem breiten Angebot oft auch nicht die Aufmerksamkeit der Masse auf sich lenken, nehmen viele Menschen sie kaum wahr. Das sagt aber nichts über ihren Erfolg aus: Um Marktführer zu sein, ist Bekanntheit nicht unbedingt nötig.
Ein Hidden Champion beginnt oft mit nur einem Produkt, das eine Nische bedient. Die Arbeit ist hochwertig, die Kundschaft zufrieden, der Umsatz steigt. In vielen Fällen sind Individualisierungen möglich, sodass das (meist mittelständische) Unternehmen zusammen mit den Kundenansprüchen und -wünschen wächst. Das Wachstum erfolgt gemächlich, in den meisten Fällen arbeiten die mittelständischen Unternehmen ohne Fremdfinanzierung. Das heißt, dass die Weiterentwicklung überwiegend nur in benachbarte Produktsegmente und auf Anfrage stattfindet.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die hohe Qualität: Hidden Champions setzen nur in seltenen Fällen auf Outsourcing. Lieber führen sie alle Arbeitsschritte im eigenen Unternehmen durch. So haben sie jederzeit den Überblick und die Kunden erhalten Produkte „aus einem Guss“. Gleichzeitig hat diese Vorgehensweise dazu geführt, dass viele der heimlichen Champions einen hohen Digitalisierungsgrad erreicht haben.
Die heimlichen Champions umgehen den Preiskampf
Durch die Konzentration auf ihre jeweilige Nische, die für Konzerne oft nicht interessant ist, setzen sich Hidden Champions nicht der Konkurrenz mit Unternehmen auf dem Weltmarkt aus, die allein wegen ihrer schieren Größe die Preise drücken können. So können die Unternehmen wachsen, ohne dass ihr Umsatz durch eine von der Konkurrenz an Großunternehmen diktierte Preispolitik geschmälert wird.
Dass Konzerne kein Interesse haben, liegt auch daran, dass die Nischen sehr speziell sind. Es sind Produkte, die für den Massenmarkt nicht von Bedeutung sind und die oft Spezialisierungen und Individualisierungen erfordern. Weil heimliche Gewinner ihren Kunden jede Anpassung bieten, die sie wünschen, und oft mit Innovationen aufwarten, kann der Prozess kaum automatisiert werden und ist daher für Konzerne schwer umsetzbar.
Deutschland ist das Land der Hidden Champions
In Deutschland gibt es vergleichsweise viele Marktführer aus dem Mittelstand mit hohem Anteil auf großen Märkten. Vor allem in Nordrhein-Westfalen sind viele geheime Champions ansässig. Oft handelt es sich dabei um Familienunternehmen. Tatsächlich wird der Unternehmenstypus des Hidden Champion als Grund für die Erfolge im Export der deutschen Wirtschaft betrachtet. Organisches Wachstum, Innovation und eine Produktion, die sich sehr nah am Kunden bewegt, sind Merkmale, die auch in Krisenzeiten geschätzt werden. Die Nischen mögen nicht groß sein, aber die nationale und internationale Nachfrage reicht aus, um den Unternehmen Erfolg zu garantieren.