Die Gruppendynamik zeigt, inwiefern sich die Mitglieder einer Gruppe gegenseitig beeinflussen, sodass es zu Veränderungen innerhalb der Gruppe kommt, die Strukturen und Prozesse betreffen. Gruppenmitglieder nehmen automatisch gewisse Rollen in den jeweiligen Konstellationen innerhalb ihrer Gruppen ein. Das kann zu Konflikten führen, vor allem dort, wo sich niemand aus der Gruppe lösen kann. Das ist beispielsweise im Arbeitsumfeld der Fall. Auch, wenn sich mehrere Gruppen gegenseitig beeinflussen, wird das als Gruppendynamik bezeichnet.
Der Begriff der Gruppendynamik
Der Psychologe Kurt Lewin hat gemeinsam mit einigen Kollegen zu Beginn der 1940er-Jahre ein Experiment mit einer kleinen Gruppe durchgeführt. Er untersuchte, inwieweit sich die Arbeitsleistung und auch das allgemeine Verhalten der Gruppenmitglieder veränderte, wenn der Führungsstil variierte. Dafür prägte Kurt Lewin den Begriff Gruppendynamik und legte den Grundstein für die moderne Forschung zum Erziehungsstil und zum Führungsstil.
Rollen in der Gruppendynamik
In allen Gruppen nehmen die Mitglieder bestimmte Rollen ein und zeigen gruppendynamische Verhaltensweisen. Diese werden beispielsweise wie folgt bezeichnet:
- Anführer/in
- Organisator/in
- Vermittler/in
- Unterstützer/in
- Arbeiter/in
- Mitläufer/in
Wie sich die Rollen verteilen, hängt von mehreren Faktoren ab – etwa dem Charakter der einzelnen Personen, ihrem Zusammenhang mit den anderen Gruppenmitgliedern und einer sinnvollen Aufgabenverteilung, die sich nach den individuellen Talenten richtet.
Ein eingespieltes Team kann reibungslos funktionieren: Alle Teammitglieder kennen ihren Platz und ihre Aufgaben. Verlässt allerdings jemand die Gruppe oder kommt neu hinzu, kann sich die Dynamik der Gruppe ändern. Plötzlich fehlt eine wichtige Stelle, etwas die der tonangebenden Person, oder es gibt Konkurrenz der anderen Teammitglieder um eine bestimmte Rolle. Es entstehen Konflikte, bis die Gruppe schließlich zu neuen gemeinsamen Normen findet.
Die Phasen der Gruppendynamik
In jeder Gruppe laufen bestimmte Prozesse ab. Die Gruppe formt und entwickelt sich durch die Verteilung von Rollen und Aufgaben. Es werden bestimmte Normen und Regeln erstellt, Verhaltensweisen festgelegt und die Machtverhältnisse geklärt. Manchmal werden neue Mitglieder aufgenommen oder alte verlassen die Gruppe. Ab und zu kommt es zur gemeinsamen Interaktion mit anderen Gruppen.
Es gibt fünf Phasen, die alle Gruppen, losgelöst von ihrer individuellen Dynamik, durchlaufen::
- Phase 1: forming – die Gruppe oder das Team wird gebildet.
- Phase 2: storming – in dieser stürmischen Zeit kann es zu Konflikten und Kämpfen um die Positionen kommen.
- Phase 3: norming – die Gruppe einigt sich auf gewisse Normen und findet sich in den Rollen zurecht; es entsteht ein gewisses Zusammenhaltsgefühl.
- Phase 4: performing – die Gruppe ist nun zu produktiver Arbeit imstande und versucht, die zuvor gesetzten Ziele zu erreichen.
- Phase 5: adjourning – zwischenzeitlich wird es immer wieder nötig, die Strukturen und Prozesse innerhalb der Gruppe zu überprüfen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn es zu einer Veränderung der Gruppe und damit auch im Verhalten einzelner Gruppenmitglieder kommt.
Wie oft die fünfte Phase auftritt, ist von der jeweiligen Situation abhängig: Gruppen können sich durch interne und externe Einflüsse verändern.
Positive und negative Gruppendynamik
Alle Mitglieder einer Gruppe können sowohl auf positive als auch auf negative Weise durch gruppendynamische Strömungen beeinflusst werden. Gut laufende Teams sind produktiver und motivierter, die Laune ist im Allgemeinen gut und man versteht sich untereinander. Bei negativer Gruppendynamik treten eher Konflikte und Konkurrenzdenken auf und Streit entsteht. Die Motivation lässt nach, die Leistungsfähigkeit sinkt und die Ziele werden verfehlt. Der Misserfolg verschlimmert die Abwärtsspirale. Es ist Aufgabe der Anführerin oder des Anführers in der Gruppe, negativen Entwicklungen entgegenzuarbeiten und eine positive Gruppendynamik zu wahren.