Die Erlebnisorientierung ist ein Begriff aus der Soziologie und bezeichnet die Ausrichtung auf Erlebnisse. Der Sozialwissenschaftler Gerhard Schulze stellte in einer Studie 1992 fest, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges das Bedürfnis nach Erlebnissen in der Bevölkerung in verschiedenen Milieus stetig zugenommen hat – etwa im selben Maße, wie der Wohlstand angestiegen ist. Dieser Wandel hin zur Erlebnisgesellschaft hat in der heutigen Arbeitswelt starke Auswirkungen.
Erlebnisorientierung im Unternehmen
Für viele Unternehmen bedeutet das Überleben am Markt, sich auf erlebnisorientierte Konsumentinnen und Konsumenten einzustellen. Unternehmen und Produkte bekommen Bedeutung verliehen, das emotionale Storytelling hat einen festen Platz im Marketing. Es wird nicht nur ein Ding gekauft, sondern ein Erlebnis – etwas mit Bedeutung. Bei Dienstleistungen gilt dies umso mehr. Stichwort: Erlebnisgesellschaft. Konsumierende leben im Hier und Jetzt, in der Gegenwart, und wollen etwas erleben.
Konsumenten allerdings sind nicht die Einzigen, die sich Erlebnisse im Alltag wünschen. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen respektive Fachkräfte, die potenziell neue Mitarbeitende werden könnten, sind oft und zunehmend erlebnisorientiert. Erwerbsarbeit soll mehr sein als reine Existenzsicherung, soll über verkaufte Lebenszeit hinausgehen. Es gibt eine ganze Reihe von Attributen, die für viele Angestellte bei der Arbeit wichtig sein können, etwa:
- Möglichkeit, die Kreativität auszuleben
- Abwechslungsreichtum
- Spannung
- Status
- Macht
Es kommt zwar oft in erster Linie noch auf die Sicherheit an, die ein Job bietet, doch diese allein reicht für die erlebnisorientierten Fachkräfte nicht aus, um die Bindung an das Unternehmen zu gewährleisten: Sicherheit bieten auch andere. Ob Angestellten etwa ein kreatives Umfeld oder der Status wichtiger ist, den die Stelle mit sich bringt, hängt von der Person ab. Wichtig ist, dass das Extra als Möglichkeit zur Selbstverwirklichung dient – die Suche nach Glück soll zumindest auch bei der Erwerbsarbeit teilweise möglich sein.
Umfrage & Co.: Möglichkeiten für die Erlebnisorientierung im Unternehmen
Es gibt verschiedene Ansätze, mit denen Unternehmen ihre erlebnisorientierten Mitarbeitenden zufriedenstellen und Fachkräften einen Anreiz für eine Bewerbung bieten können: Von tatsächlichen aktiven Erlebnissen wie Sommer- oder Weihnachtsfeiern, aber auch teambildenden Maßnahmen spricht die Belegschaft oft noch lange. Schulungen oder Coachings sowie Fort- und Weiterbildungen sind ebenfalls Aktivitäten, die besser im Gedächtnis bleiben als austauschbare Arbeitstage.
Vor allem die Digitalisierung bietet für das erlebnisorientierte Kollegium spannende Möglichkeiten auch im Arbeitsalltag. Die Möglichkeiten, die Erlebnisgesellschaft im Unternehmen zu etablieren, sind breit gefächert:
- Auf Mitarbeiterportalen können die Kolleginnen und Kollegen sich austauschen, Neuigkeiten aus dem Unternehmen erfahren, diskutieren, Ideen sammeln und vieles mehr. Sie haben die Möglichkeit, sich bei der Entscheidungsfindung im Unternehmen mehr einzubringen, indem sie an einer Umfrage teilnehmen oder Diskussionen lauschen und kommentieren.
- Belohnungen und Lob via App sind inzwischen möglich und in Zeiten von Remote Work auch nötig.
- Das Lernen per App, die auf Fortschritte reagiert, gehört in vielen Unternehmen längst zum Alltag.
- Das unternehmenseigene Talentmanagement kann ebenfalls digital ablaufen.
Der Vorteil an der Digitalisierung, die auch in den Personalabteilungen ankommt, ist die Integration der Mitarbeitenden: Sie interagieren, reagieren und können selbst die Initiative ergreifen. Wer erlebnisorientiert ausgerichtet ist, hat Spaß daran, mit anderen in Austausch zu stehen und via Internet direkt und nicht nur über eine interne Mitteilung am Schwarzen Brett von Neuerungen zu erfahren. In Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden viel über Apps in die tagesaktuellen Geschehnisse mit einbeziehen, ist die Kommunikation meist gut und das Verhalten der Belegschaft ist interessiert und dem Betrieb zugewandt.