Lebensarbeitszeit
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Lebensarbeitszeit

Bei der Lebensarbeitszeit (engl. working life) handelt es sich um die gesamte Zeit, die eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer vom Beginn der Erwerbstätigkeit an bis zur Rente gearbeitet hat. Alternative Enden der Lebensarbeitszeit sind der Frühruhestand oder das Ausscheiden aus dem Job aufgrund von Arbeitsunfähigkeit. Die Lebensarbeitszeit umfasst auch Arbeitgeberwechsel.

Lebensarbeitszeit brutto und netto

Man unterscheidet zwischen der Brutto- und der Nettoarbeitszeit: Zu Ersterer gehört die ganze Phase vom Beginn der Erwerbstätigkeit bis hin zum Ruhestand. Strenggenommen kann man von dieser Zeit aber diverse Phasen abziehen, etwa:

  • Elternzeit
  • Wehr- oder Kriegsdienst
  • Arbeitslosigkeit
  • Praktika
  • Studium
  • unbezahlte Ausbildungen

Die um diese Zeitabschnitte bereinigte Lebensarbeitszeit wird Netto-Lebensarbeitszeit genannt. Sie kann von der Brutto-Lebensarbeitszeit eines oder einer Beschäftigten stark abweichen.

Längere Lebensarbeitszeit durch höheres Renteneintrittsalter

In Deutschland wird das Renteneintrittsalter der Erwerbstätigen seit 2012 sukzessive von 65 auf 67 Jahre erhöht. Mit dieser Verlängerung der Lebensarbeitszeit reagiert die Regierung auf die gestiegene Lebenserwartung und auf den demografischen Wandel. Das ist vor allem deshalb notwendig, weil die gesetzliche Rentenversicherung andernfalls nicht finanzierbar ist: Anfang der 1960er Jahre lag die restliche Lebenserwartung nach dem Renteneintritt noch bei weniger als zehn Jahren, während sie heute annähernd 20 Jahre beträgt. Die Zeit, in der ehemalige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Rente beziehen, hat sich also verdoppelt.

Tatsächlich ist der Arbeitsmarkt im Wandel begriffen: In den Jahren von 2000 bis 2019 hat sich der Anteil der Erwerbstätigen von 37 Prozent auf 73 Prozent annähernd verdoppelt. Kritisch zu sehen bleibt allerdings, dass diejenigen Personen, die nicht bis zu einem Renteneintrittsalter von 67 Jahren arbeiten können, durch die vorgeschriebene Verlängerung der Lebensarbeitszeit starke Einbußen bei ihrer Rente hinnehmen müssen und teilweise von Altersarmut bedroht sind.

Entwicklung der Lebensarbeitszeit

2022 lag die voraussichtliche durchschnittliche Lebensarbeitszeit in Deutschland bei 39,3 Jahren. Für Männer wurde eine längere durchschnittliche Lebensarbeitszeit (41,2 Jahre) vorhergesagt als für Frauen (37,4 Jahre). Der Unterschied ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass Frauen noch immer den Großteil der Care-Arbeit übernehmen – also mit der Arbeit aussetzen, wenn es Kinder oder ältere/beeinträchtigte Angehörige zu betreuen gilt.

In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten haben Frauen hinsichtlich der Lebensarbeitszeit stärker zugelegt: In den Jahren von 2008 bis 2018 stieg die durchschnittliche Lebensarbeitszeit für weibliche Beschäftigte um 8,6 Prozent an (von 33,6 auf 36,5 Jahre). Für männliche Beschäftigte betrug die Verlängerung lediglich 3,6 Prozent (von 39,3 auf 40,7 Jahre).

Da zahlreiche Beschäftigte noch immer mit 63 oder 64 Jahren in Rente gehen, möchte die Regierung Anreize setzen, damit die Menschen tatsächlich die volle Arbeitszeit bis zu einem Alter von 67 Jahren ausschöpfen und entsprechend lange in die gesetzlichen Rentenkassen einzahlen. Dafür ist es notwendig, dass ein besseres Betreuungsangebot für Kinder geschaffen wird (von der Kita bis zur Schule). Auch die Aufnahme von Fachkräften aus anderen Ländern soll erleichtert werden.

Lebensarbeitszeit auf dem Konto

Wer trotz des angehobenen Renteneinstiegsalters früher in den Ruhestand gehen möchte, kann ein Lebensarbeitszeitkonto anlegen. Hier können Überstunden angespart werden, die zusätzlich zur regulären Arbeitszeit geleistet worden sind. Diese können ausgezahlt, zwischenzeitlich für eine längere Auszeit genutzt oder eben für ein früheres Ausscheiden aus dem Beruf genutzt werden – bei vollen Rentenbezügen.

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Jan Eldo
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