Mindestlohn in der Ausbildung? Das können Azubis erwarten
EIn Ausbilder und sein Auszubildender im Handwerk planen weiteren Arbeitsverlauf
Vivian Elbers
Vivian Elbers ist seit mehreren Jahren als Redakteurin im Benefit-Kosmos tätig. Als angehende Marketing Managerin produziert sie mit ihrer Expertise verschiedene informative Inhalte für das Journal und klärt die Leser:innen über die aktuellsten Themen in der HR-Welt auf.
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Mindestlohn in der Ausbildung? Das können Azubis erwarten

EIn Ausbilder und sein Auszubildender im Handwerk planen weiteren Arbeitsverlauf

Der gesetzliche Mindestlohn für Arbeitnehmende wurde im Januar 2015 in Deutschland eingeführt. Die Einführung des Mindestlohns war eine politische Maßnahme, die darauf abzielte, Arbeitnehmer vor unzureichender Entlohnung zu schützen und soziale Ungerechtigkeiten zu verhindern. Auszubildende mussten sich bis 2020 gedulden, doch seit Januar gibt es für neu abgeschlossene betriebliche und außerbetriebliche Berufsausbildungsverhältnisse einen im Berufsbildungsgesetz geregelten Mindestlohn – genauer gesagt eine Mindestvergütung für Auszubildende.  

Diese Regelung soll sicherstellen, dass Azubis während der Ausbildungszeit einen angemessenen Lohn erhalten, und dadurch wirtschaftliche Sicherheit erhalten. 

Was ist mit dem Mindestlohn während der Ausbildung gemeint? 

Im Januar 2015 wurde der gesetzliche Mindestlohn für Arbeitnehmer in Deutschland eingeführt, um unzureichende Entlohnung und soziale Ungerechtigkeiten zu verhindern. Ab 2020 gilt auch für neu abgeschlossene betriebliche und außerbetriebliche Berufsausbildungen ein im Berufsbildungsgesetz geregeltes Mindestentgelt. Diese Maßnahme gewährleistet, dass Auszubildende eine angemessene Vergütung erhalten, um wirtschaftliche Sicherheit während ihrer Ausbildungszeit zu sichern.

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Für wen gilt der Azubi-Mindestlohn?

Auszubildende, die ab dem Jahr 2020 ihre Ausbildung beginnen und deren Ausbildungsrahmen durch das bundesweite Berufsbildungsgesetz oder die Handwerksordnung festgelegt ist, unterliegen Azubi-Mindestlohn. Personen, die ihre Ausbildung vor 2020 begonnen haben, sind jedoch vom Mindestlohn für Auszubildende ausgenommen.

Welche Ausnahmen gibt es bei der Ausbildungsvergütung?

Bestimmte Berufe, Branchen oder Umstände sind ebenfalls der Regelung ausgenommen: 

TarifvertragUnterliegt ein Unternehmen einem Tarifvertrag, sind die in diesem Vertrag festgelegten Gehaltssätze verbindlich.
Schulische AusbildungBerufe im schulischen Gesundheitswesen, wie beispielsweise Physiotherapeut oder Logopäde, sind durch spezifische Gesetze geregelt.
Landesrechtliche RegelungenAusbildungen, die nicht bundeseinheitlich geregelt sind (z.B. Erzieher) 

Warum gibt es den Mindestlohn für Azubis?

Der geregelte Lohn soll die grundlegenden Lebenshaltungskosten decken, vor allem dann, wenn die Schüler nicht mehr von ihren Eltern finanziell unterstützt werden. Ein weiterer Grund für die Vereinbarung ist die allgemeine Förderung und Attraktivität von Ausbildungsplätzen. Junge Menschen neigen eher dazu, sich für eine Ausbildung zu entscheiden, wenn ihnen eine angemessene Vergütung geboten wird.
Ein weiterer Pluspunkt der gesetzlichen Regelung ist, dass Auszubildende sich durch den umgangssprachlichen Azubi-Mindestlohn vor Ausbeutung schützen können. Sie stellt sicher, dass die Arbeitnehmer einen fairen Lohn für die geleistete Arbeit monatlich erhalten. Weiterhin trägt ein Mindestlohn für Auszubildende zur Förderung sozialer Gerechtigkeit bei, indem er sicherstellt, dass alle Auszubildenden, unabhängig von ihrer finanziellen Situation oder Herkunft, eine angemessene Bezahlung für ihre Arbeit erhalten. Zusätzlich fördert eine angemessene Vergütung die Motivation und das Engagement der Auszubildenden. Wenn Auszubildende fair entlohnt werden, können sie sich stärker auf ihre Ausbildung konzentrieren und sind motivierter, gute Leistungen zu erbringen.

Ist der Mindestlohn für Azubis und die Mindestausbildungsvergütung das gleiche? 

Vielen Menschen ist die Differenzierung nicht klar, darum wird umgangssprachlich häufig bei dem Thema über Mindestlohn gesprochen. Nicht selten wird im Alltag umgangssprachlich der Ausdruck Mindestlohn verwendet, wenn eigentlich die Mindestausbildungsvergütung gemeint ist. Diese Verwechslung verdeutlicht, dass es wichtig ist, die Differenzierung der spezifischen Begriffe zu erläutern, um Missverständnisse zu vermeiden. Vor allem, wenn es um die Bezahlung von Auszubildenden geht. Der Unterschied wird in der folgenden Gegenüberstellung verdeutlicht:

MindestlohnMindestausbildungsvergütung 
– Gesetzlich festgelegter Betrag, der für alle Arbeitnehmer innerhalb eines Landes oder einer Region verbindlich ist.

– Gilt unabhängig von der Branche oder dem Beruf und legt die unterste Grenze für die Bezahlung von Arbeitsleistungen fest.

– Ist oft auf Stundenbasis bezogen → Arbeitnehmer erhalten mindestens diesen Betrag pro gearbeiteter Stunde (kann aber auch auf täglicher, wöchentlicher oder monatlicher Basis festgelegt sein).
– Bezieht sich speziell auf Auszubildende oder Praktikanten.

– Handelt sich dabei um die niedrigste zulässige Vergütung für Personen, die sich in einer beruflichen Ausbildung befinden oder ein Pflichtpraktikum absolvieren.

Anders als der allgemeine Mindestlohn, der für alle Arbeitnehmer gilt, ist die Mindestvergütung auf Personen in Ausbildungsverhältnissen beschränkt. 

In vielen Ländern gibt es separate Gesetze und Vorschriften für den allgemeinen Mindestlohn und die Mindestvergütung für Auszubildende. Die genauen Regelungen können je nach Land unterschiedlich sein, und es ist wichtig, die spezifischen Gesetze und Bestimmungen des jeweiligen Landes zu berücksichtigen.

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Wie hoch ist der Mindestlohn für Auszubildende 2023?

Der folgenden Statistik ist zu entnehmen, dass der Azubi-Mindestlohn im Jahr 2023 im 1. Lehrjahr mindestens 620 € brutto betragen muss, im 2. Jahr 723 €, im 3. Ausbildungsjahr 837 € und im 4. Lehrjahr 868 €. Es ist klar zu erkennen, dass der jeweilige jährliche Lohn im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. 

Statistik zur Höhe der Mindestausbildungsvergütung in Deutschland nach Ausbildungsjahr in den Jahren 2022 und 2023
DGB. (2023). Höhe der Mindestausbildungsvergütung in Deutschland nach Ausbildungsjahr in den Jahren 2022 und 2023 . Statista. Statista GmbH. Zugriff: 29. November 2023. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1312447/umfrage/mindestausbildungsverguetung-in-deutschland/

Es ist wichtig zu beachten, dass es sich hierbei um Brutto-Angaben handelt. Davon werden zwar keine Steuern abgezogen, Sozialabgaben jedoch schon. 

Was verdienen Azubis pro Stunde?

In vielen Ländern, einschließlich Deutschland, gibt es keine festgelegte Ausbildungsvergütung pro Stunde. Die Vergütung wird meistens monatlich oder jährlich angegeben.

Es ist wichtig zu beachten, dass manche Unternehmen ihren Auszubildenden mehr als die gesetzlich festgelegte Mindestausbildungsvergütung zahlen. Große Unternehmen und Branchen mit Tarifverträgen haben oft spezifische Vergütungsvereinbarungen. 

Wenn spezifische Informationen zur Ausbildungsvergütung in einem bestimmten Beruf oder einer bestimmten Branche gesucht sind, ist es ratsam, lokale Tarifverträge, Ausbildungsordnungen oder offizielle Veröffentlichungen zu konsultieren oder direkt bei Unternehmen nachzufragen, die die Ausbildung anbieten.

Werden Überstunden in der Ausbildung mit Mindestlohn bezahlt?

Grundsätzlich sind Auszubildende nicht dazu verpflichtet, Überstunden zu machen. Wenn es jedoch dazu kommt, müssen diese gem. § 17 Abs. 3 BBiG besonders vergütet oder durch entsprechende Freizeit ausgeglichen werden. Das Gesetz sieht keinen Überstundenzuschlag vor. Das Wort „besonders“ bedeutet lediglich, dass die Überstunden separat und zusätzlich zum Azubi-Mindestlohn vergütet werden müssen. 

Was ändert sich 2024 für Azubis?

Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer wird auch im Jahr 2024 die Ausbildungsvergütung wie in der folgenden Tabelle erneut erhöht. 

Beginn der Ausbildung1. Jahr2. Jahr3. Jahr4. Jahr
2020 (01.01. – 31.12.2020)515,00 €607,70 €695,25 €721,00 €
2021 (01.01. – 31.12.2021)550,00 €649,00 €742,50 €770,00 €
2022 (01.01. – 31.12.2022)585,00 €690,30 €789,75 €819,00 €
2023 (01.01. – 31.12.2023)620,00 €731,60 €837,00 €868,00 €
2024 (01.01. – 31.12.2024)649,00 €766,00 €876,00 €909,00 €

Ein Auszubildender, welcher beispielsweise im August 2023 seine Ausbildung begonnen hat, hat einen Mindestanspruch von 620 € im ersten Jahr seiner Lehre. 

Azubis, welche im Sommer 2022 ihre Ausbildung angefangen haben, hatten in deren erstem Jahr, laut Gesetz, einen Anspruch von mindestens 585 €. 

Die Gehaltssteigerungen sind durch gesetzliche Bestimmungen festgelegt und beziehen sich auf die Vergütung aus dem ersten Ausbildungsjahr. Das bedeutet, dass das Gehalt im dritten Ausbildungsjahr im Vergleich zum ersten Jahr um 40 % erhöht wird. 

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Warum bekommt man in der Ausbildung keinen Mindestlohn?

Das Fehlen eines gesetzlichen Mindestlohns für Auszubildende ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass eine Ausbildung in der Regel nicht dazu dient, die Lebenshaltungskosten zu decken, sondern primär dazu, Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben.

Falls das Ausbildungsgehalt trotz der Mindestvergütung knapp ist, gibt verschiedene finanzielle Möglichkeiten zur Unterstützung – unter anderem die Berufsausbildungsbeihilfe oder das Schüler-BAföG. Außerdem erhalten viele Schüler während der Erstausbildung monatlich Kindergeld.

Fazit

Die Mindestausbildungsvergütung, eingeführt im Jahr 2020, stellt sicher, dass Auszubildende eine angemessene Entlohnung während ihrer Ausbildung erhalten. Dieser gesetzliche Mindestlohn für Auszubildende wird durch das Berufsbildungsgesetz geregelt und hat das Ziel, finanzielle Sicherheit zu gewährleisten.

Die Mindestausbildungsvergütung deckt grundlegende Lebenshaltungskosten und steigert die Attraktivität von Ausbildungsplätzen. Sie fördert Motivation und Engagement der Auszubildenden, da diese nun eine faire Bezahlung für ihre Arbeit erhalten. Wichtig ist zu beachten, dass bestimmte Berufe und Branchen von dieser Regelung ausgenommen sind. Ausnahmen gibt es z.B. in schulischen Gesundheitsberufen.

Staatliche Unterstützungsprogramme wie beispielsweise die Berufsausbildungsbeihilfe bieten finanzielle Hilfe. Die Mindestausbildungsvergütung schafft eine solide Grundlage für die Ausbildung junger Menschen und stärkt die Berufsbildung insgesamt.

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